Nach Anschlag bei Moskau Trotz IS-Bekenntnis: Russland beschuldigt Ukraine
Islamisten hatten sich zum Terroranschlag in Russland bekannt. Russische Behörden verdächtigen trotzdem weiterhin die Ukraine.
Trotz mehrerer Bekenntnisse der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau vor einer Woche beharren russische Behörden weiter auf einer angeblichen Verwicklung der Ukraine.
Die Tatverdächtigen hätten ausgesagt, dass sie per Sprachnachrichten auf Telegram Anweisungen von einem Unbekannten erhalten hätten, teilte das russische Ermittlungskomitee am Freitag mit. Dieser "Koordinator" habe die Terroristen nach dem Anschlag in Richtung der ukrainischen Grenze gelenkt und ihnen eine Belohnung in Aussicht gestellt, die sie demnach in der ukrainischen Hauptstadt Kiew erhalten sollten, hieß es weiter.
Der FSB habe "den terroristischen Aktivitäten dreier Staatsbürger eines zentralasiatischen Landes ein Ende bereitet", hieß es in der von russischen Nachrichtenagenturen verbreiteten Erklärung des Geheimdienstes. Diese kam genau eine Woche, nachdem bei Moskau ein Anschlag auf eine Konzerthalle verübt worden war. Dabei wurden mehr als 140 Menschen getötet.
Es war der schlimmste Anschlag in Russland der vergangenen 20 Jahre. Unmittelbar danach reklamierte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Tat für sich. Dies wird von westlichen Geheimdiensten als glaubhaft angesehen. Dessen ungeachtet verbreiten die russischen Behörden und Dienste die Version, dass die Attentäter Verbindungen in die Ukraine gehabt hätten.
Terrormiliz spricht von "Soldaten des Kalifats"
Der Islamische Staat (IS) hat unterdessen erklärt, dass vier festgenommene Tatverdächtige Mitglieder der Dschihadistenmiliz sind. In einem in der Nacht zum Freitag erschienenen Beitrag der Wochenpublikation "al-Nabaa" hieß es, "vier Kämpfer, die Soldaten des Kalifats sind", hätten am 22. März die Crocus City Hall am Stadtrand von Moskau attackiert.
Drei der IS-Mitglieder von ihnen hätten bei dem Angriff Maschinengewehre verwendet, der vierte habe den Auftrag gehabt, das Feuer zu legen, hieß es. Danach habe es eine Verfolgungsjagd durch die russischen Kräfte zu Boden und aus der Luft gegeben und sie seien in einem Wald "umzingelt" worden, hieß es weiter in dem im Onlinedienst Telegram veröffentlichten Beitrag. "Möge Gott sie aus ihrer Gefangenschaft befreien." Der IS hatte bereits unmittelbar nach dem Anschlag die Verantwortung für den Anschlag übernommen.
Weiterer Anschlag verhindert?
Der russische Geheimdienst hat nach eigenen Angaben einen Anschlag im Süden des Landes verhindert. Es seien drei mutmaßliche Täter aus einem "zentralasiatischen Land" festgenommen worden, teilte am Freitagabend der Inlandsgeheimdienst FSB mit. Die Verdächtigen hätten an einem öffentlichen Platz in der Region Stawropol einen Sprengsatz zünden wollen.
Der FSB habe "den terroristischen Aktivitäten dreier Staatsbürger eines zentralasiatischen Landes ein Ende bereitet", hieß es in der von russischen Nachrichtenagenturen verbreiteten Erklärung des Geheimdienstes.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa